irgendwie vom hämmern und nageln...

'ich bin eine vorzeige-hausfrau. täglich hänge ich 47 bilder auf!' - so fühlte es sich jedenfalls an. und so würde sie sicher antworten, fragte man sie. tagelang ging das so. ein wildes hämmern über mir. ein zaghaftes hämmern, das erklingt, wenn man zum ersten mal in seinem leben einen sarg baut. in der mittagszeit verstummte das hämmern. dafür hörte man sie mit dem kind spielen. sie unterhielt es mit einer ausgedachten sprache. es waren unheimlichere satzfragmente als das wolfskind sie je über seine lippen zu bringen vermochte. ich lag derweil in meinem bett und lauschte. dort liege ich momentan die meiste zeit. geschwächt. beobachte die bäume draußen, wie sie sich in der emma wogen. 'endlich sturm!' - dachte ich und holte weitere ausrufezeichen aus der schatulle. endlich wieder weltuntergangsstimmung. verwaiste regenschirme würden die straßen säumen. schreie zur morgenröte. ich würde den menschen winken, die panisch an mir vorbeiflogen - doch das trat nicht ein. emma war enttäuschend. also sollte die wiedereröffnung meines hemischen lidls mein herz trösten. und heute sollte es so weit sein.

mein stamm-lidl schloss vor zwei wochen seine pforten. ich war erschüttert. auf andere einkaufsmöglichkeiten musste zurückgegriffen werden, doch habe ich das problem, dass ich ewig brauche, bis ich mich in einem mir fremden geschäft zurechtfinde. so war es dann auch. stundenlang lief ich zwischen verschiedenen warengruppen hin und her, wusste nicht, wo ich das finden sollte, was ich suchte. so kaufte ich einen luftentfeuchter, der nun in meiner wohnung steht und die luft entfeuchtet. ich rede mir ein, dass meine wohnluft schon trockener geworden ist. das bettzeug ist gar nicht mehr so klamm von den tausend tränen, die ich täglich weine.
zudem kaufte ich mir noch apfelduftkerzen samt kerzenglas. sie brennen hier täglich und machen sicher die luft wieder feucht. zwei wochen am stück kaufte ich dinge, die mir zwar schmeckten, aber mich nicht trösten konnten. zu sehr war ich verliebt in meinen lidl. mein ein und alles. sicher sperrt man mich demnächst weg, wenn ich weiterhin sowas schreibe.

der lidl öffnete heute seine pforten. man baute ein umgebäude um den lidl herum. weshalb auch immer. nun sieht er aus wie ein kasten. oben schaut noch die spitze vom alten dach heraus. komisch. drinnen ist es größer und sortierter. die ganzen produkte stehen woanders. der boden ist sauber. die obstecke bekam neues licht, damit die waren natürlicher wirken. ich war dort. kurz nach acht. einer der ersten. die muster der bodenkacheln verwirrten mich. sie brannten sich in meinen kopf. ließen mich wanken. ich war enttäuscht. der lidl ist zwar schöner, aber alles ist so ordentlich und ich finde nichts mehr. außerdem war es das reinste chaos: hunderte von menschen kauften um kurz nach acht ein, schlugen sich um non-food-sonderangebote oder gebaren ihre kinder in der neuen kühlecke.
tausende von einkaufswagen schnitten mir den weg ab. ich tanzte wild um sie herum, steckte eingeschweißte sandwiches in meinen hutkoffer und verschwand. das war mir zuviel. ich legte mich erst einmal schlafen.

im letzten eintrag schrieb ich von meinem traumhaus. und es wurde wirklichkeit: es wird nun abgerissen. dieser eigenartige zufall gab mir zu denken. wieder saß ich dort mit einem weinglas voll fanta und dachte über die vergänglichkeit nach. als mir das nach fünf minuten zu stupide wurde, legte ich mich erst einmal schlafen.

morgen stehe ich früh auf. werde zur krankenkasse fahren, danach meinen nutzlosen vorverstärker umtauschen, mir von dem geld wohl einen dvd-player kaufen und dann zum arzt fahren, um mir neue tabletten zu holen, da ich keine mehr habe. danach gehe ich zum lidl. wenn ich das alles erledigt habe, lege ich mich erst einmal schlafen.

langsam gewinne ich den eindruck, dass ich zu viel schlafe. kraftlose sinke ich oft hernieder und kann meine beine kaum noch spüren. wenn ich lange sitze, muss ich mich ausruhen. fühle mich momentan oft wie 88. auch negerpunk aus der stereoanlage kann meine müden knochen nicht erwecken.

nun lege ich mich erstmal fünf minuten auf das bett, bevor ich aber schlafen gehe, werde ich noch mit kiki auf amerikaner schießen.






irgendwie von der karibik...

vor einiger zeit entdeckte ich mein traumhaus. es steht zwar nicht auf einem hügel, wie ich es mir immer ausmalte, sondern mitten im ghetto meiner kleinen stadt. dort, wo auch ich wohne. das haus ist klein und schön. oft stellte ich mir vor, wie ich darin mit meiner familie und meinen freunden, die meine familie sind, säße. wir würden jeden abend raclette machen und bei dürftiger beleuchtung wein trinken. roten. der weiße macht mir bauchkrämpfe und ekelhaften durchfall. oft über mehrere tage hinweg. aber in einem schnuckeligen haus ist das egal. da wird durchfall zur leidenschaft. und mein haus ist schnuckelig. es hat zwei stockwerke. jeden tag gehe ich an ihm vorbei und träume. der garten müsste gemacht werden. es ist verwildert. vor einem knappen jahr befand sich noch ein öko-laden in ihm. nun steht es leer und weint leise in die nacht hinein. oft stehe ich an dem kaputten zaun und versuche das haus mit kleinen anekdoten zu beruhigen.
auch heute ging ich wieder zu meinem haus. doch diesmal war alles anders: im vorgarten steht nun ein bagger. es scheint, als würde man das kleine haus in der nächsten zeit abreissen. oder man wühlt den vorgarten auf und ein türkischer kiosk wird dort entstehen (als hätten wir nicht genug davon! man kann kaum noch treten!). es schauderte mir. unglaublich. ich habe wohl zu laut in mich hinein gewünscht. und das ministerium für wünsche (mfw), das darüber entscheidet, ob bestimmte personen ihre wünsche erfüllt bekommen, dachte sich, dass es mir wieder einmal einen strich durch die rechnungen machen könnte. das mfw ist immer sehr beschäftigt, aber wie es auch andere organisationen tun, werden bestimmte persönlichkeiten beäugt. es beäugt mich schon lange. verfolgt mich durch dunkle gassen. kramt seit jahren in meinem kopf herum, um mir meine träume und wünsche zu entlocken. die größten werden dann nicht erfüllt, in eine dickte akte gelegt und im mfw-archiv vergraben. verdammt, ich werde dieses haus niemals besitzen und am fenster das treiben des tages bei einem kaba beobachten. das schreit nach rache!

heute haben ich die mutter besucht. sie hat ihr wohnzimmer umdekoriert. außerdem gab es neue haustüren und das treppenhaus wurde gestrichen. nun sieht es in diesem block nicht mehr ganz so asozial aus. und es riecht nach frischer farbe. leider ohne lösungsmittel. das waren noch zeiten, als man kleber und farben mit lösungsmitteln kaufen konnte. so wurden tägliche bastelstunden im erziehungsheim zur einer wahren freude! kappe ab und rein mit dem zeug in die nase. realitätsflucht für einen kurzen augenblick. farben sehen. wände, die zerfließen. eins sein mit gott. noch einmal auf die tube gedrückt und tief eingeatmet. frühstück mit hekate und askese. bunte blumen im winter. ja, noch einen tiefen zug. die seele weicht auf, der körper schwimmt im licht der nacht. dreizehn eichhörnchen springen durch mein bastelzimmer und formieren sich zu irgendwas. mehr kleber in die nasennebenhöhlen gedrückt. den geist verkleben. hochziehen. gedanken und seele kleben aneinander. tolles gefühl. wie ein mexikanisches straßenkind. hat immer eine tüte klebstoff dabei. der tag wird sein freund. braucht ein bastelzimmer. nur für das gefühl. ein tolles setting.

gestern spazierte ich durch die dunklen seitenstraßen. vom wahnsinn getrieben starrte ich in funzelig beleuchtete schaufenster. in einer imbissstube stand eine dicke frau hinter dem tresen. so, wie man es sich in alpträumen vorstellt. sie stand dort und hebelte mit einem gerät im brutzelnden fett herum. dabei unterhielt sich sich mit einem untersetzten mann. es war wie in einem bilderbuch, einem klebrigen mit vergilbten seiten. schemen lasen es zuletzt. nun liegt es unbenutzt unter dem bett, sehnt sich nach einem leser, der sich nicht zu fein ist, seine finger in die einöde zu tunken. es an sein herz zu drücken. die buchstaben aufzusaugen. doch keiner wird es jemals wieder tun.

nun muss ich mich ausruhen und musik hören. habe der mutter eine cd gebrannt mit toller musik. dabei schnitt sie meine haare, damit ich wieder niedlich wirke. sie mochte die musik. ich warnte sie, die cd nicht zu spielen, falls mal die antifa zum frühstück vorbeischaut. sie lachte nur und wischte sich den arbeitsschweiß mit der armbinde ab. dann tranken wir deutschen kaffee und träumten von der karibik.






irgendwie unkreativ...

am samstag ist mir etwas eigenartiges in meinem bremer örtchen aufgefallen: dunkelhäutige ausländer standen in der stadt verteilt mit akkordeons vor den supermärkten und spielten eigenartige musik, die niemals in ihren ländern vorkommen würden. neben ihnen stand jeweils ein kleiner hocker mit einer bunten plastikschale. das verwirrte mich zutiefst. wenn man in ihre nähe kam, lächelten sie europäisch und drückten das musikinstrument an ihre geschwollene brust. ich starre oft eine kleine weile, dann gehe ich weiter. im vorbeigehen zu starren ist auch eine möglichkeit, die gern gesehen wird.
damals bettelten frauen mit schlafenden kleinkindern im arm vor teuren boutiquen - heute, wo die kinder erwachsen sind, stehen die väter mit musikinstrumenten vorm plus und spielen die nationalhymne. ein dankeschön an das gastvaterland? ich weiß es nicht. das ist alles so eigenartig geworden in der letzten zeit. da bleibt keine zeit für gedanken. und eben gerade, ebenfalls vor dem plus, kam mir eine kopfbetuchte alte frau entgegen, die über ihre schulter einen komischen sack trug. auf einer mir fremdlich erscheinenden sprache jaulte sie mich an und kam mir entsetzlich nahe. ich sprang kreativ ins planquadrat e4 und suchte meinen heimweg auf. daheim angekommen durchforstete ich die werbungsbeilagen des tages. wie fein: eine frage beantworten und dann den wisch losschicken. innerhalb der nächsten woche bekomme ich ein sturmfeuerzeug geschenkt. ich liebe sturmfeuerzeuge. bin eh für alles zu haben, das die vorsilbe 'sturm' trägt.

ich muss dringend zur bank nachher. ich kann unmöglich mit so einem großen geldschein einkaufen gehen. deshalb hungerte ich gestern. man kann nicht mit einem 100€-schein eine schachtel zigaretten bezahlen. gut, das kann man schon, aber ich kann das nicht. fühle mich dann immer schlecht. vielleicht sollte ich mich vor dem einkauf betrinken. dann könnte das vielleicht klappen.
so lasse ich ihn nun einfach nur wechseln in viele angenehme scheine. danach steht dem konsum nichts mehr im wege.

am freitag war ich mit meiner königin bei ikea frühstücken. haben viele tolle dinge gesehen, mit denen ich gerne mein kellerverließ aufhübschen würde. ein schönes schlafsofa, ein neuer schreibtisch und ein schreibtischstuhl mit cheffunktion. das sind meine momentanen träume. der rest fliegt raus. auch das tolle ledersofa, auf dem noch immer der urin der katze meiner ehemaligen mitbewohnerin wohnt. außerdem schlief sie immer auf diesem sofa stundenlang und ich kann noch immer ihren speichel riechen. ich bin verrückt.
dann frühstückten wir noch bei ikea. es war lecker und günstig. alles, was lecker und günstig ist, wird in der heutigen zeit gerne gesehen.

heute bin ich unkreativ und schließe deshalb schon ab. ich werde später noch etwas schreiben, denn dann habe ich sicher auch eine menge erlebt.






irgendwie ohne...

kreisch. ich bin aufgeschmissen. was soll ich nur tun? ein buch lesen? abwaschen? die wohnung mit chinesischen papierblumen schmücken? nein. ich kann einfach nur rumsitzen und mich weiterhin von der technik demütigen lassen. während sie mich geißelt schaue ich gebannt auf mein modem, das bei mir nicht nur das internet regelt, sondern auch die telefonie. seit 22h am freitagabend will nichts mehr funktionieren. alice. danke. ich küsse deinen bauch, den ich dir bei der nächsten gelegenheit zerboxen werde, du kleine nutte. diese probleme hatte ich schon einmal, aber diesmal scheinen sie anderer natur zu sein. viele schimpfen auf die alice, aber ich mag sie. sie hat so gesundes haar und schöne fingernägel. außerdem mag ich ihren kleidungsstil - sie weiß immer, was angesagt ist. letzten sommer zogen wir von einer boutique zur nächsten und probierten die lustigsten hüte an. das ist gelogen. alice ist eine marke und die frau aus der werbung kann sicher nichts anderes, als mit ihrem roten band durch fremde wohnzimmer zu tanzen. dabei wirft sie teure vasen um und schläft mit dem hausherren. frauen, die rote kleider tragen, sind eh immer seltsam! man sollte ihnen nicht trauen. jedenfalls lief ich gegen 5:30h zur telefonzelle, um die alte kostenlose hotline anzurufen. sie funktionierte nicht mehr. also ging ich nach hause, um ein wenig zu weinen. das wollte mir nicht gelingen, waren die rezeptoren in meinem hirn noch zu sehr vom neuen glück verschmiert. ich schickte meinem klirrfaktor eine sms mit der bitte, mir doch die nummer der hotline zu schicken. er arbeitet dort. er schickte mir die teure nummer und die kostenlose. fein. schnell wieder zur telefonzelle und die kostenlose nummer gewählt. ein freundlicher mann flüsterte mir erotisch die frage ins ohr, wie er mir weiterhelfen könnte. mir fielen in diesem moment tausend unerfüllte wünsche ein: aus haus auf einem hügel über der stadt, eine massage mit gorgonzola... - ich klagte ihm mein leid. er gab mir anweisungen, was ich am besten unternehmen sollte. funktionierte nicht, da ich in der verdammten telefonzelle stand. also musste ich wieder nach hause laufen und vom handy die kostenlose nummer anrufen. das funktionierte nicht. alice sagte mir erotisierend, dass ich die 01805-nummer anrufen möchte, damit sie sich von dem ertelefonierten geld die brüste machen lassen kann. 14cent die minute. abweichende preise beim anruf per handy.
was kostet die welt? der rubel muss rollen! dann ist polen offen! - habe also mit dem handy diese nummer angerufen und in der aufregung vergaß ich mein geheimes managerpasswort. es ist nicht wirklich ein managerpasswort, aber diese bezeichnung klingt so wichtig. es verifiziert meine identität. ich nannte es. es war falsch. ich hing eine nummer mit dran. ebenfalls falsch. ich musste verwirrende fragen beantworten, die mich total aus dem konzept brachten. ich schwitzte blut. irgendwann merkte der herr am anderen ende der leitung, dass ich nicht zu scherzen aufgelegt war und begann mit der befragung. ich steckte tausend kabel um, las millionen von seriennummern vor und legte ihm noch die karten. es wurden zwei messungen vorgenommen und ich bekomme einen anruf, sobald es neuigkeiten gibt. neuigkeiten. yeah. alice ruft mich an. bei jeder mir unbekannten nummer werde ich jetzt mit erotischer stimme ans telefon hechten.

noch immer sitze ich hier und schaue auf dieses blinklicht. es ist mittlerweile 7:10h. in 50 minuten kann ich endlich meine tablette nehmen. dann tut sich wieder etwas. gegen 10h gehe ich zum friseur, falls ich dann noch nicht vor langeweile gestorben bin. um ca. 14h treffe ich mich mit 'izzy aus der bibi' und um 19h besuche ich den rotfuchs, um dann gegen 19:30h bei der königin zu sein. was für ein geregelter tag. ich muss mich entleiben. ich halte das nicht aus. am besten sage ich meiner sekretärin, dass sie all meine termine absagt. sowas wäre toll. eine frau in einem roten kleid, die lüsternd all meine termine absagt und neue aufnimmt, um sie dann eine stunde später abzusagen. sowas werde ich mir irgendwann einmal leisten, wenn ich ein noch größerer rockstar bin. dann gibt es sicher ein bildtelefon in jedem haushalt. dann sieht jeder angerufene, dass sie ein rotes kleid trägt. ohne unterwäsche. glastische sind eine tolle erfindung. man muss sie nur sauberhalten können. aber dafür gibt es dann polinnen putzfrauen.

'ich bin gerade am flughafen. ich möchte die sonne über den wolken aufgehen sehen.' - schrieb mir der klirrfaktor gerade in einer sms. so eine sau. ich will auch fliegen. bin ich noch nie. komme aus einer armen familie. wir machten immer nur urlaub in irgendwelchen orten, die in der nähe von zuhause waren. oh, nach berlin fliegt er. das ist in ordnung. ich fachte, er verschwindet schon wieder für ein paar monate ins ausland. berlin ist genehm. das erlaube ich ihm.

am besten rauche ich noch eine zigarette. habe seit zehn minuten keine mehr geraucht. ich rauche viel seit ich keine nägel mehr kaufe. seit ich diese dinger schlucke. ich nasche seitdem auch sehr viel. habe kaum ein sättigungsgefühl. schrecklich. am stuhlgang ist nichts auszusetzen. der hat eine gesunde farbe, form und konsistenz.
habe bock auf kaffee. schöner deutscher kaffee. hole ich mir am besten vom bäcker, nachdem ich bei der post war. sicher schmeckt der hier im ghetto nach eingeschlafenen füßen und eine eingefallene kurdin liest mir aus dem kaffeesatz meine zukunft gegen einen kleinen aufpreis. medien sollte man unterstützen. sie sind am aussterben. müssen in aberwitzigen telefonfernsehsendungen tarot für irre legen. erzählen scheiße zu einem astronomischen minutenpreis.

7:25h. noch ist nichts geschehen. das lämpchen blinkt noch immer falsch. habe vorhin versucht zu schlafen. aber das will nicht klappen. habe dann irgendwelche programme installiert und geduldsspiele gespielt, für die ich keine geduld aufbringen konnte. außerdem kann ich mich momentan nicht konzentrieren. ich komme mir in letzter zeit so vor wie eine marionette, die von einem untalentierten puppenspieler gelenkt wird. die beine knicken beim laufen leicht nach innen oder gehorchen erst beim zweiten befehl. nun gönne ich mir eine schreibpause und schreibe später weiter.

8:17h. es ist so erniedrigend. alle anderen menschen sitzen nun mit cornflakes vor ihren computern und schauen sich ruckelfreie pornos auf xtube.com an. aber ich sitze hier und lausche 'we have all the time in the world' von louis armstrong. wie passend. ich habe auch alle zeit der welt und weiß nicht, was ich damit anfangen soll. habe schon den müll getrennt. könnte noch eine rauchen. eine wahrhaft brilliante idee.
schaue außerdem alle fünf minuten auf das handy und zeitgleich auf das verschissene blinklicht. ich möchte so gerne online sein. mich an dem treiben laben. das web 2.0 mit meinen geistigen ausflüssen bereichern. meine rache planen.
aus meinem rucksack zauberte ich just eine frische flasche zero. das trinke ich gerne und muss keine angst haben, karies zu bekommen oder fettleibig zu werden, denn es ist kein zucker drin. die lebensmittelindustrie sollte einen preis bekommen. oder einen korb mit früchten.
schnell die jalousien öffnen und das licht des morgens hineinlassen. das ist noch erniedrigender. die sonne scheint kalt auf die wiesen hinter meinem anwesen. es riecht nach kälte. mein aschenbecher qualmt. lagerfeuerästhetik. loungemusik aus 'james bond' wabert aus den plastiklautsprechern, die vor tausend jahren in einer kleinen fabrik im osten verklebt wurden. noch eine stunde, dann verlasse ich das haus und gehe zur post. trinke danach irgendwo einen hangebrühten kaffee. frage dann lieb, ob sie 'milchmädchen' haben. ich liebe da. das ist diese dickflüssige dosenmilch, die viel süßer ist als alle meine verflossenen zusammen. wenn man dann kaffee aus einem glas trinkt, ist das milchmädchen immer ganz unten und bewegt sich kaum. das ist aufregend. aber wahrscheinlich trinke ich eh aus einem schnöden papp- oder plastikbecher mit deckel und einem holzstück als löffelersatz. das ist deutsches kaffeevergnügen im zeitalter der eile.

8:54h. es klingelte wohl an der tür. habe musik gehört. ganz laut. denke ich. eine orange karte liegt im briefkasten. ein päckchen wollte man mir zustellen. von wem? kommt es von trashy aus australien? oder ist es gar der sampler, auf dem wir demnächst vertreten sind? ich werde es erst montag erfahren. könnte ja all meine freunde anrufen und fragen, ob sie mir etwas geschickt haben. nur dazu benötige ich eine funktionierende telefonverbindung.
war gerade in jogginghose am briefkasten. sah aus wie einer von denen. denen.

8:58h. noch immer tut sich nichts. wie aufregend. ich schreibe ein richtiges tagebuch. oder eher einen tabellarischen tagesablauf. den kann ich dann ausdrucken und meinem therapeuten schicken. der schneidet sich dann lesezeichen für sein freud-buch daraus.

14:45h. ich treffe mich mit izzy an der post. habe sie erst beim dritten mal erkannt, als ich es wagte, in der öffentlichkeit meine brille aufzusetzen. erst gehen wir zu starbucks, aber dort ist es mir zu voll. die menschen sind zwar teilweise schön im gesicht, aber es ist teuer, stressig und zu amerikanisch. wir entschließen uns zu worldcoffee zu gehen. da klang deutscher. dort trinken wir weihnachtskaffee mit zimt drin. izzy bricht ihren diätplan skandalös und frisst ein stück schokoladentorte, das fast nur aus einem nutella-ersatzstoff besteht. ich esse einen schokoladenchipmuffin.

15:17h. ich halte izzy die haare, während sie ihr tortenstück auf offener straße erbricht. ihre kotze spritzt an meine schöne hose aus amerikanischem moleskin. ich ohrfeige sie. dann gehen wir weiter. und das war gelogen.

15:17h. wir entdecken hinter worldofcoffee, das sicher anders geschrieben wird, eine baustelle. ein haus wird abgerissen. direkt hinter der baustelle befindet sich ein parkhaus. wir betreten es und schauen fast zwei stunden den polnischen bauarbeitern beim abreißen des gebäudes zu. izzy macht fotos mit ihrem handy. wir sind glücklich und beschließen, uns nächste woche direkt auf dem parkdeck zu treffen, um den abriss romantisch zu beobachten. zwischendurch ruft die hotline an. ich soll wieder etwas umstecken, aber ich bin nicht daheim.

18:27h. ich setze izzy in den bus und laufe zum rotfuchs. zwischendurch rufe ich mich immer wieder an, um zu testen, ob meine leitung funktioniert. sie ist noch immer tot. ich spucke auf den gehweg und trete obdachlosen die prallgefüllten bettelhüte weg.

18:44h. der rotfuchs öffnet mir die tür. ich schreie 'überraschung!'. er sagt, ich sei zu früh. ich sage, dass das die überraschung ist. er sucht mir arbeitsspeicher für den pc heraus, dann fahren wir aufs dorf.

20:01h. der rotfuchs gewinnt zum dritten mal das spiel und die königin erfindet ohne böse absicht den beachosaurus, einen dinosaurier, der im wasser lebt.

1:43h. ich sitze daheim und weine fast. es tut sich nichts. ich lege mich ins bett und will nur noch schlafen.

4:53h. meine nacht ist vorüber. ich kann nicht mehr schlafen. genervt greife ich zum handy und rufe die hotline an. nach drei minuten wird die verbindung getrennt. mein guthaben ist aufgebraucht. bis jetzt kostete mich diese kostenpflichtige hotline 13 euro. ich bestürzt und laufe zum handyautomaten und ziehe mir guthaben.

5:30h. ich telefoniere mit einem jungen mann, ich rede schneller als sonst und erfinde die sprache neu. ich stecke wieder kabel um wie ein irrer.

12:00h. das handy klingelt. ein mann gibt mir instruktionen. ich muss das modem neustarten durch einen trick. ein billiger trick, der mich 20 euro kostete. aber diesen trick darf man nicht alleine durchführen, da sonst die garantie erlischt. gegen nacht soll meine internetverbindung und das telefon wieder funktionieren.

16:12h. kiki aus berlin ruft auf dem handy an. er dachte, ich habe mir das leben genommen und vorher mein telefon abbestellt. ich erzähle ihm ein paar dinge der letzten nacht. er legt gelangweilt auf.

18:32h. ein dicker junge führt mich durch eine große halle. dort sammeln wir bunte steine. ich wache auf und bin froh, dass es nur ein traum war. ich mag keine dicken jungen. dann schaue ich auf mein modem - es blinkt nicht mehr. das telefon setze ich mit einem pin wieder in bewegung. es dauert knapp zehn minuten, dann bin ich wieder mit der welt verkabelt.

jetzt. probiere ich meine verbindung aus. meine finger sind schwitzig und zittern, als würde ich auf eine ersatzdroge warten. ich klicke das internet-icon.

18:47h. ich bin online und kotze vor glück.






irgendwie von lisa und ihren freunden...

der sturm fegt durch die stadt. sein anliegen ist es, die stadt zu säubern von all dem unrat und dem dummen. nur schafft er es nicht. zu schwer sind die dummen. sie sind in schwarzes kleidungsmaterial gehüllt. schwarz ist keine farbe, sagt sie gern. schwarz kommt nicht im regenbogen vor, sagt sie ebenfalls. aber am ende des regenbogens steht auch kein kessel voll gold. oder war es ein koffer? jedenfalls behütet ein grüner kobold diesen schatz. aber warum? wer denkt sich sowas aus? hat der regenbogen einen anfang und ein ende? sicher ist es wieder so eine relative geschichte. ein anfang kann auch ein ende sein und andersrum. habe genug von diesen weisheiten, stopfe mir toilettenpapier in die ohren und höre auf, andere gespräche zu belauschen, fahre weiter in der straßenbahn und schaue mir die menschen an. sie alle träumen vom regenbogen und nicht-farben. der sturm zieht unbehelligt weiter durch die stadt auf der suche nach freunden zum spielen. findet aber keine. die flaggen sind an den mast gekettet, die autos zu schwer, um sie durch die gegend zu kullern. das macht den sturm traurig, er heult kurz und träumt von einer zeit, in der er der alleinige herrscher der welt sein darf. mit seinen starken fäusten würde er die reste der zivilisation zerkrümeln. er wäre in seinem element - aber noch immer einsam. das arme ding. aber lassen wir das. ich schreibe vom wetter. wie niedrig. 'hallo, wie geht es dir? komisches wetter heute, nicht wahr?' - 'ja, du hast recht. ich muss weiter!' - durchschnittsdialog einer kleinstadt. täglich geführt. täglich gehasst. unnütz und langweilig.

gretsche rief mich heute an. sie bat mich, ihren abschiedsbrief korrektur zu lesen. leider habe ich momentan zu wenig zeit, um mich auf die zwischenmenschlichen belange anderer einzulassen. ich vertröstete sie auf nächste woche. sie war sich nicht sicher, ob sie da kann. immerhin wollte sie schon bald ihre reise antreten. pech. dann soll der kram jemand anderes lesen. gretsche macht eh sehr viele fehler. sowas stört mich. wenn ich einen brief erhalte, so möchte ich auch die ästhetik des wortes genießen und nicht mit dem rotstift rumhantieren. möchte die sätze genießen. bekomme gänsehaut, wenn ich sowas lese. macht den kopfinhalt weich. stimmt mich traurig. schnell möchte ich die duden dieser welt kaufen und verschenken. bekomme dann sicher rabatt und ein topfset gratis. somit verbessert man nicht nur die, hat sogar zudem noch spaß am kochen. drei fliegen mit einer klappe.

mein lidl wird seit monaten umgebaut. er erhält gerade ein neues foyer mit scharfschützentürmen. jeder, der zu stehlen versucht, bekommt einen gezielten schuss hinter die kniescheibe. deshalb werden die kassenkräfte gerade im töten mit der waffe geschult. den nahkampf haben sie schon drauf. täglich brechen sie die kunden - physisch und psychisch. so wird einem nie langweilig. momentan sind die türen im lidl komisch angebracht. man muss mit den händen wedeln, um vom türöffner gesehen zu werden. und damit meine keinen kurden im netten anzug, sondern einen elektrischen türöffner. so ein kleiner sensor, der beim eintreten noch schnell die gedanken des tages abscannt und sie an ein labor in texas übermittelt. dort werden sie dann ausgewertet für irgendein internationales projekt. später möchte man aus gedankenströmen elektrizität gewinnen. dafür entführt man alle denker und gibt ihnen knobelaufgaben, die unlösbar sind. aus ist der traum, mit scheiße zu heizen. verarbeiten wir die denker unserer stadt. die braucht eh niemand. werden fürs denken bezahlt. so ein schrott.

denken ist eine böse erfindung, die gerne zur last wird. schwenkt um ins grübeln, hält einen nächtelang wach. macht den kopfinhalt weich. stimmt einen traurig.

gleich gehe ich mit kiki auf menschen schießen. ein toller zeitvertreib. am liebsten schießen wir auf amerikanerinnen in knappen röcken. leider sind wir zu schlecht. aber übung macht den meister.

ja, ich möchte demnächst den redewendungspreis gewinnen.






irgendwie von schmutzigem fleisch...

ich war im penny einkaufen. um 21:39h. es ist die hölle. paarungswillige jugendliche in viel zu großen jogginghosen laufen durch die gänge und diskutieren mit ihren aufgedunsenen freundinnen darüber, welches alkoholische getränk sie für den heutigen abend kaufen sollen. denn heute ist wochenende. da bekommt die leber wieder einiges geboten, der körper zuckt zu billiger elektromucke oder zu xtc. überholt werde ich von fatma und der kopftuch-gang, sie schleppen zentnerweise fladenbrot durch die heiligen hallen. ihre absätze klackern in meinem kopf. ein grausiges geräusch. sie wissen es. sie gehen extra in kleinen schritten, damit die männer ihnen verfallen. sie sind sirenen der neuzeit.
vor mir an der kasse steht der braungebrannte rocker. er ist bis zum umfallen tätowiert und guckt böse. er gehört einer in bremen bekannten gruppierung an, von der ich lieber nicht schreibe - denn sonst bin ich morgen tot. hinter mir legt gerade die frau mit dem herausgewachsenen blond ihr bier auf das laufband, dazu noch hack und einige andere dinge, die von ihrer alkoholabhängigkeit ablenken sollen. im wagen sitzt ein kind. noch lebt es. sie packt ihre sachen ein und wird von stinkenden männern umgarnt. ich stelle mir in einer schrecksekunde vor, wie schmutziges fleisch sich in ekstase berührt - dann schlage ich mir kurz gegen den kopf und packe meinen eigenen einkauf in den rucksack. lauschte dabei den gesprächen meiner primitiven mitbürger.

draußen regnete es noch immer. der/die/das regenschauer war schon vorhin da. es wartete auf mich. 'wie lieb von dir', sagte ich mit geschürzten lippen und küsste es auf seine nassen wangenknochen. gemeinsam traten wir den heimweg an und erzählten uns lustige geschichten aus der alten heimat. von den tagen, als die welt noch gülden war. vor der videothek blieb ich stehen. ich war ewig nicht mehr in meiner ehemaligen stammvideothek. heute sollte es der tag sein, an dem ich ihr noch einmal eine chance gebe. kaum öffnete ich die tür, wurde ich gellend aus der ferne von frau muck begrüßt, die mich vermisste. gemeinsam sortierten wir ein paar filme in die regale und sprachen über männer, frauen, backwerk und die schlechtesten filme ihrer karriere. sie empfahl mir einen film, den ich sogleich einpackte. werde mir gleich ein paar filme anschauen und morgen den rest. vielleicht schaue ich auch erst morgen die filme, denn schon vorhin befiehl mich dieser drang, mich ins bett zu legen. und - zack - entschlief ich für eine stunde. nicht einmal der wecker konnte mich aus der schlafwelt reißen.

momentan bin ich total heiß auf m&m's. sie sind so bunt und lebensbejahend. außerdem ist auf der innenseite jeder packung ein gewinncode abgedruckt. man kann stündlich plasmafernseher gewinnen. da ich aber pech in liebe und spiel habe, mache ich mir nicht zu große hoffnungen. aber es wäre fatal, sich so eine chance entgehen zu lassen. und das alles nur, weil es endlich orange m&m's gibt, die sonst in der brd nur zu halloween eingetütet wurden. wundervoll, wie amerikanisiert wir doch sind. wir können stolz auf uns sein! machen wir doch auch bald einen krieg.

ich bin gespannt auf die filme, schreibe später davon. denn jetzt möchte ich erstmal einen schauen. spannend soll er sein. zum weinen wollte ich heute nichts, denn dafür brauche ich momentan keinen film. ich brauche spannung in meinem leben. liebe wäre auch toll. aber man kann nicht alles haben. dabei werde ich eine schachtel zigaretten rauchen.

morgen kaufe ich mir einen schal und einen regenschirm.






herzhüpfer

kleine dinge, die einen fast vor freude zum weinen bringen, wenn man an die alte 56k-modem-ära zurückdenkt:







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verweise

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für immer
sollst du träumen - dir nie erwas abgewöhnen und schreiben...
eierkochautomat - Sa, 10. Feb, 01:08
...irgendwas mit schnecken. Find...
...irgendwas mit schnecken. Find ich gut, hier wieder...
Shhhhh - Sa, 23. Sep, 19:35
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Lenore (Gast) - Do, 15. Jun, 20:46
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4rx (Gast) - Sa, 8. Apr, 08:13
saure kaffeesahne - ablaufdatum...
saure kaffeesahne - ablaufdatum überschritten? ;)
nömix - Fr, 11. Jul, 09:16
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manchmal glaube ich auch, das ich aus einem vergewaltigungsschlafzimme r...
der schlachter (Gast) - Do, 30. Mai, 09:45
wie kann man denn "schönen...
wie kann man denn "schönen deutschen filterkaffee"...
ngâzreth (Gast) - Do, 18. Apr, 03:27
»Ich freue mich wenn...
»Ich freue mich wenn es regnet. Weil wenn ich mich...
nömix - Mi, 17. Apr, 10:44
ein gutes neues jahr...
ein gutes neues jahr für dich. es kann zwar alles nur...
upitgoes (Gast) - Di, 1. Jan, 22:04
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! massenselbstmord. mein senseo auch. heute. er geht...
glamourdick - Fr, 16. Nov, 12:17

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