irgendwie abgewichst und gramgebeugt...

pyraimmer, wenn ich nach bremen-nord fahre, ist es eine fahrt, die mit vielen gedanken verbunden ist. immerhin habe ich dort zwölf jahre meines lebens verlebt. es ist sozusagen meine zweite alte heimat. schon beim durchqueren der ersten alten heimat, steht die gedanken-
maschine nicht still. sie rotiert und wirft dinge aus, die gewertet werden müssen. sortiert werden müssen. wie socken. nach farben und größe. geruch. vielleicht.
und wenn ich durch den norden bremens fahre, könnte ich ihn in den arm nehmen und sein schüttes haupthaar kraulen, ihm sagen, dass alles wieder gut würde. doch mit der entbietung meiner worte wüsste der norden, dass ich gelogen habe, dass es keine rettung für ihn gibt. er würde sich aber nichts anmerken lassen und sich fester an meine strahlende brust werfen, innerlich aber ein weiteres stück zerkrümeln.
so ist er halt, mein kleiner norden. er vermisst die zuneigung der menschen, die auf ihm wohnen und ihn täglich mit ihren füßen auf dem weg zur arbeit treten.
ich fahre durch die gegend, in der ich wohnte, laufe durch die sterbende einkaufspassage. passage nannte sie sich schon damals, obwohl sie schon immer klein und dreckig war. die menschen, die dort noch geblieben sind, lassen sich täglich aufs neue blenden. sie huldigen den kleinen norden, der fühlt sich geschmeichelt und atmet auf. ein klein wenig. doch weiß er, dass er schon seinen letzten atemzug vollzog, bevor die stadt auf seinem rücken weilte.

es ist traurig, einem stadtteil beim sterben zuschauen zu müssen. man kann ihm nicht die hand halten, ihm seinen letzten wunsch abnehmen, bevor sich in sich selbst ergießt. und er wird noch lange leiden, wenn nicht sogar ewig. immer mehr menschen werden gehen, immer mehr dreck wird bleiben. so auch in meiner ersten alten heimat, die mich gar nicht mehr erkennt. war ich doch damals zu klein und sportlich. haben uns aus dem blick verloren, der bremer osten und ich. erinnern uns nur noch flüchtig an gemeinsame gerüche, denken gelegentlich an die keller der nachbarhäuser, in denen wir zuflucht vor dem alltag suchten.
das alles ist nicht mehr. und dort, wo wir damals abenteuer erlebten, wuchsen garagen aus dem boden, stehen nun dort und warten darauf, dass sie vergehen und aus ihnen wieder abenteuer sprießen. nur wann? vielleicht nie. bitter. aber wahr.

ich ließ die erste alte heimat zurück, sagte ihr noch, dass ich jede woche vorbeischauen würde, um sie zu drücken und meine alten freunde wiedersehen zu können. aber ich tat es so gut wie nie. alte kontakten zerbrachen. keine gemeinsamkeiten mehr mit der alten heimat und der neuen, die jetzt auch eine alte ist und beim atmen pfeift.

eigentlich passiert es täglich, nur merken wir es nicht, da es beiläufig geschieht. würden wir für ein paar jahre das haus nicht verlassen, würden wir am ersten tage, nach aufnahme des neuen alltags, sehen, dass jede stadt krächzend mit uns zugrunde geht und sich wünscht, sie könnte sich selbst die augen mit einem eisportionierer entfernen.
aber sowas machen wir ja nicht, dass wir ein jahr im dunkeln sitzen, nur um zu schauen, wie es der stadt danach geht. ein dummer gedanke. vielleicht wie alle gedanken.

so ist busfahren nun einmal. man fährt stumpf an der einöde vorbei. guckt häuser, gärten und gramgebeugte bäume. man könnte den anderen fahrgästen bei ihren unspannenden unterhaltungen zuhören, aber schon beim einsteigen hat man die nase gestrichen voll von diesem pack. schmuddelig sind sie. besonders an warmen tagen riechen sie streng. nur weil die sonne scheint, bat sie niemand, aus ihren eitrigen löchern zu steigen. aber sie tun es. fühlen sich magnetisch von den sonnenstrahlen angezogen, wollen sich unerkannt unter das volk mischen und so riechen, wie wir. die schönen und arbeitenden (jetzt darf ich endlich wieder über arbeitslose herziehen, egal, ob sie nun stufe eins oder drei sind).

aber lassen wir das. ich habe nun keine zeit mehr für gedanken dieser art. denn ich muss mich nun schön machen und meine stiefel und anderes wichsen.
morgen werde ich blitzen, wahrheit und freiheit beschützen. mein motto nach dem aufstehen. bestimmt.






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